Netzwerk-Forum Digitale Dörfer RLP

Bewegte Zeiten erfordern „bewegte Verwaltungen“ 

 

Tag 1: Treffen der Bürgermeister des Netzwerks Digitale Dörfer RLP 

Nach vielen digitalen Treffen fand am 19. und 20. September 2022 im Gutenberg Digital Hub in Mainz die lang ersehnte erste Präsenzveranstaltung des Netzwerks Digitale Dörfer RLP auf zwei unterschiedlichen Ebenen statt. Am Montag, dem 19. September trafen sich die Bürgermeister und Beigeordnete der Mitgliedskommunen in Mainz, um sich über Erfahrungen und Herausforderung im Kontext der Digitalisierung auszutauschen. Ruth Marx, Leiterin der Abteilung für Kommunalentwicklung und Kulturelles Erbe des Ministeriums des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz, betonte in ihrer Begrüßung welche Schlüsselrolle interkommunale Zusammenarbeit schon heute, aber auch in Zukunft einnehmen wird und begrüßte die positive Entwicklung und Initiative des Netzwerks, das mittlerweile 43 Mitgliedskommunen zählt. Das Netzwerk biete die Möglichkeit sich im Digitalisierungskontext über Erfahrungen auszutauschen, Allianzen und Kooperationen zu bilden und gemeinsame Lösungen zu entwickeln, fasste Marx zusammen. 

Unter der Moderation von Kristina Oldenburg erläuterten die Bürgermeister der Netzwerk-Modellkommunen VG Betzdorf-Gebhardshain, Bernd Brato und VG Göllheim, Steffen Antweiler, im Gespräch den Mehrwert des Netzwerks und gaben Einblicke in bereits durchgeführte Aktionen, ergänzt um ihre Erfahrungen als Bürgermeister im Kontext der Digitalisierung. „Wir brauchen Manpower für die Digitalisierung und diese Manpower muss untereinander vernetzt sein!“, fasste Bernd Brato sein Plädoyer zusammen und ermutigte die Teilnehmer*innen in Projekten und nicht wie bisher in Fachbereichen zu denken. 

Frischen Wind brachte der Impulsvortrag von Felix Schmitt mit sich, der in seiner Keynote auf die Rolle des Bürgermeisters in bewegten Zeiten einging und die Trends und Auswirkungen auf die Kommunalverwaltung der Zukunft eindrucksvoll skizzierte. Demografischer Wandel, Urbanisierung im Dorf, digitale Transformation, Klimawandel etc. – die Verwaltungen müssen sich anpassen, so der klare Apell. Dabei machte Schmitt deutlich, dass der/die Bürgermeister*in als Befähiger, Ermöglicher und Ideengeber vorangehen muss, um aktiv Freiraum und Ressourcen für die Digitalisierung zu schaffen. Die Personalführung sei dabei der Schlüssel zum Erfolg, so Schmitt. Zudem betonte er, dass der in allen Bereichen vorherrschende Fachkräftemangel die Situation zusätzlich verschärfe. 

Ergänzt wurde der Vortrag durch die Präsentation von Steffen Antweiler, der die Bedeutung der Personal- und Organisationsentwicklung für die Zukunftsfähigkeit der Kommunen bestätigte und von seinen Erfahrungen als Bürgermeister im Rahmen der in Göllheim durchgeführten „Konferenz des Wandels“ als neues Format im Zuge der Personal- und Organisationsentwicklung berichtete. Abgerundet wurde das Programm durch die Präsentation des neuen Erfahrungsberichts der drei Modellkommunen, der im Rahmen der Veranstaltung erstmalig vorgestellt wurde. Unter dem Titel „Wie der digitale Wandel gelingen kann“ geben die Netzwerkkoordinatorinnen Sarah Brühl, Julia Maurer und Marie-Luise Selzer damit Methoden und Maßnahmen, die in den Modellkommunen entwickelt und erprobt wurden, als konkrete Best Practices an die Mitglieder des Netzwerks weiter. „Gute Beispiele wurden hier genannt, schlechte produzieren wir selber“, resümierte einer der Teilnehmer und brachte damit auch die Fehler- und Lernkultur in Verwaltungen auf den Punkt. 

Mit einer illustrierten Mindmap wurde gemeinsam mit den Teilnehmer*innen festgehalten, wie sich die Bedenken, Ängste, aber auch Zukunftsvisionen im Rahmen der Digitalisierung für die leitenden Protagonisten darstellen. In moderierten Gesprächsrunden konnten die für die Ebene der Bürgermeister relevanten Themen und Fragstellungen für künftige Netzwerktreffen erarbeitet werden. Dazu zählt der Wunsch nach jährlichen Netzwerktreffen auf Bürgermeisterebene ebenso, wie der Bedarf an konkreten praktischen Erfolgsbeispielen von Bürgermeister*innen auf Projekt- und Prozessebene. Angesprochen wurde auch der Bedarf, die Arbeitsebene mit der Ebene der Bürgermeister*innen miteinander zu verknüpfen und die Büroleiter*innen in ihrer Führungsrolle bei den Netzwerktreffen zu adressieren. Fragstellungen wie „Wo stehen wir eigentlich mit der Digitalisierung im Vergleich zu anderen Kommunen und wo sind konkrete Punkte bei denen wir ansetzen können?“, teilten die Bürgermeister im Plenum. Übereinstimmung herrschte auch dabei, dass es sich bei der Digitalisierung um eine Querschnittsfunktion handelt, die in allen Bereichen in- und außerhalb der Verwaltung möglichst „groß“ mitgedacht werden muss.

Zum Abschluss stellten Volker Klemm (Entwicklungsagentur RLP) und Sven Theobald (Fraunhofer IESE) die Testversion des Tools „Digitale Dörfer Daten“ vor, mit dessen Hilfe Kommunen bei der Entscheidungsfindung wirkungsvoll unterstützen werden können. Gleichzeitig soll das Tool dabei helfen strukturell ähnliche Ortsgemeinden ausfindig zu machen, um den interkommunalen Erfahrungsaustausch und die Vernetzung zu stärken. 

 

Tag 2: Treffen auf Arbeitsebene des Netzwerks Digitale Dörfer RLP 

Am zweiten Tag des Netzwerk-Forums traf sich dann die Arbeitsebene. Die kommunalen Digitalbeauftragten aus mehr als 20 Kommunen kamen nach vielen digitalen Treffen erstmals live im Gutenberg Digital Hub zusammen. Zum Einstig gab Kristina Oldenburg gemeinsam mit den Netzwerkkoordinatorinnen einen Rückblick zum vorangegangenen Bürgermeister-Forum am Vortag. Anschließend präsentierten die drei Netzwerkkoordinatorinnen auch in diesem Kreis den als Modellkommen erarbeiteten Erfahrungsbericht „Wie der digitale Wandel gelingen kann“. Die vorgestellten Maßnahmen stießen direkt auf großes Interesse, wie die Resonanz und die zahlreichen Rückfragen zeigten.  

Auch der Aufbau einer Projektdatenbank fand bei den Teilnehmer*innen großen Zuspruch und wurde im Rahmen einer Arbeitssession mit vielfältigen Projektskizzen aus den Netzwerk-Verbandsgemeinden befüllt. Damit konnte direkt auf den Wunsch der Bürgermeistern nach konkreten Best Practices-Beispielen eingegangen werden. Der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung standen im Fokus der Arbeitssession. Als Erfolgsbeispiele wurden exemplarisch die „Initiative Timetravel” der VG Otterbach-Otterberg, die Erfahrungen bei der Einführung eines DMS der VG Bad Hönningen sowie das Vorhaben „Digitale Workspaces“ der VG Wachenheim im Plenum vorgestellt.

Nach der Mittagspause stellte Harald Schrank, Mitglied des Netzwerks aus der VG Bodenheim, das Vorhaben und die Ziele der neu gegründeten DMS-Arbeitsgruppe vor. Ein besonderes Highlight, da die Arbeitsgruppe ganz nach dem Motto „give and get“ aus dem Netzwerk heraus initiiert wurde und sich alle vier Wochen in Eigenregie trifft. Die Gruppe erstellt gemeinsam einen Anforderungskatalog und Entscheidungshilfen für die Auswahl eines DMS und stellt anderen Kommunen die gewonnenen Erfahrungen zur Verfügung. Dem Vortrag schloss sich die Tool-Demo „Digitale Dörfer Daten“ der Entwicklungsagentur RLP zusammen mit Fraunhofer IESE an. 

In einer weiteren Arbeitssession brainstormten die Mitglieder zusammen mit Kristina Oldenburg die zukünftigen Themenfelder, die im Netzwerk aufgrund ihrer besonders hohen Brisanz behandelt werden sollen. Dazu zählen neben einem gewünschten Erfahrungsaustausch zu den Themen „barrierefreie Website“ und „ePayment“ auch der Wunsch sich als Netzwerk mit den neuen Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung der Verwaltung zu beschäftigen und konkrete Vorlagen und Richtlinien zur Unterstützung interkommunaler Zusammenarbeit zu erarbeiten. 

Zum Abschluss wurde, wie bereits am Tag zuvor auf Führungsebene, die “Konferenz des Wandels”, die in der VG Göllheim durchgeführt wurde, vorgestellt. Der verwaltungsinterne Workshop mit dem Ziel gemeinsam neue Lösungsansätze für die (digitale) Zusammenarbeit zu erarbeiten, stieß auch am zweiten Tag des Netzwerktreffens auf großes Interesse unter den Teilnehmer*innen. Mit vielen Bildern und Impressionen berichteten Kristina Oldenburg, Dr. Andreas Mayer und die Netzwerkkoordinatorinnen von dem innovativen Format. Besonders lobten die Referent*innen die aktive Mitarbeit und Kreativität der Kolleg*innen, die im Rahmen der Konferenz entstanden war.  

Begleitet wurden beide Tage des Netzwerk-Forums von einer interaktiven Ausstellung bei der digitale Tools und Anwendungen wie beispielsweise ein virtueller Arbeitsplatz via VR-Brille oder digitale Museen ausprobiert werden konnten. 

Wir danken allen Teilnehmer*innen für den wertvollen Austausch und freuen uns auf unser nächstes digitales Netzwerk-Treffen am 22. November.