Barrierefreie Websites – „Menschen sind nicht behindert – sie werden behindert“
Am 22.11.2022 fand das 10. Online-Treffen des Netzwerks Digitale Dörfer statt. Wie von den Mitgliedern gewünscht stand das Thema „Barrierefreiheit von kommunalen Websites“ auf der interkommunalen Agenda. Hierzu lieferte der Expertenvortrag von Christian Raskob und Philip Lanio von der Überwachungsstelle für barrierefreie Informationstechnik (ÜBIT) beim Landesamt für Steuern wertvolle Informationen und konkrete Handlungsempfehlungen für die Kommunen aus erster Hand.
Dass die Barrierefreiheit von Websites weit mehr Menschen Nutzen stiftet, als man zuerst annehmen würde, das wurde in dem Vortrag schnell deutlich. Neben Menschen mit Behinderung profitieren auch ältere Menschen, digital weniger affine Menschen, oder diejenigen, für die die deutsche Sprache eine Fremdsprache ist, von barrierefreien Angeboten. Insgesamt machen barrierefreie Websites die Informationen im Internet zu einem besseren Angebot, weil sie alle erreichen. Das wurde in der Demonstration vieler positiver wie auch negativer Beispiele aus der Praxis schnell und anschaulich deutlich – wenn man mal die Perspektive als Betrachter wechselt.
Nur die wenigsten Websites erfüllten Stand heute die Kriterien der Barrierefreiheit aber es gehe darum, das Thema, das gesetzlich vorgeschrieben ist, als Prozess zu verstehen und kontinuierlich daran zu arbeiten. Dazu gehöre auch die entsprechende Sensibilisierung und Schulung der Kolleg*innen in der Verwaltung, raten die Experten. Viele kleine Schritte wie eine gute Gliederung, kurze Texte, viele Überschriften, Alternativ-Texte bei Bildern oder ein Kontrast-Swicher könnten schon einen wertvollen Beitrag auf dem Weg zum barrierefreien Angebot liefern, sind sich die Referenten aus der Prüfungspraxis sicher. Und – nicht alles was gut gemeint ist, hilft auch wirklich. So ersetzen Assistenzsoftware-Systeme nicht die Überarbeitung der eigenen Website und externe Screenreader seien oft gar nicht hilfreich, da Betroffene eigene Hilfsmittel einsetzten und diese eher für Verwirrung sorgten. Auch wurde das Thema Barrierefreiheit im Kontext des Online-Zugangsgesetzes von den Teilnehmer*innen angesprochen. Die vielen Fragen an die Experten und die rege Diskussion bestätigten den Informationsbedarf unter den 25 Teilnehmer*innen aus den rheinland-pfälzischen Kommunalverwaltungen.
Neben einem kurzen Rückblick zu den weiteren Aktivitäten des Netzwerks gab es anschließend noch einen Erfahrungsaustausch zu Status und Dienstanweisungen zum Thema Homeoffice im Rahmen der letzten Netzwerkveranstaltung im Jahr 2022.
Das nächste Netzwerktreffen findet am 24. Januar 2023 statt und wird als Schwerpunkt die Vorstellung des neuen vom Ministerium des Innern und für Sport geförderten Projekts „Stadt.Land.Stark“ zum Thema haben. Hier sollen die Kommunen durch Werkstattrunden dabei unterstützt werden, sich bei bundesweiten Förderaufrufen zu bewerben.